Nähe auf Distanz

Laufzeit: 09/2014 - 02/2016
Förderer: VDI/VDI BMBF

Förderkennzeichen: 16SV7093K

Jeder von uns möchte sich seinen Lieben nahe fühlen. Um Nähe zu erleben, essen wir zusammen mit unserer Familie oder lesen unseren (Enkel-)Kindern Geschichten vor. Wohnen Großeltern, Kinder und Enkelkinder jedoch nicht in direkter Nachbarschaft zusammen, ist es schwierig solche alltäglichen Momente miteinander zu erleben. Technik wie das Telefon bietet zwar Möglichkeiten, „Nähe“ auch auf Distanz zu erleben, allerdings nur auf eingeschränkte Weise: Ein Gespräch führt man mit dem Telefon noch leicht, doch was ist mit einem gemeinsamen „Frühstück über die Distanz“ oder der Gute-Nacht-Geschichte für das Enkelkind, vorgelesen aus der Ferne?

 

Unser Ziel ist es neue Wege auszuprobieren, Menschen und ihre Familien zu verbinden. Aus diesem Grund möchten wir mit Familien über dieses Thema nachdenken und diskutieren, aber vor allem ausprobieren, was Spaß macht und herausfinden, wie Technik gestaltet sein muss.

Die Herausforderung besteht darin, Praktiken zu etablieren, die Verbundenheitserlebnisse auch auf Distanz erlauben. Wie gesagt bietet Kommunikationstechnik dazu bereits Möglichkeiten. Allerdings müssen die Benutzer sich diese erst aneignen, da sich die Form und Funktion der Technik oft nicht aus möglichen Praktiken, sondern meist aus technischen Anforderungen speist. Skype stellt Funktionen bereit, um Videobilder zu übertragen (eine Technik). Diese nun zu nutzen, um beispielsweise miteinander über die Distanz zu Essen (eine Praktik), erfordert ein hohes Maß an Transfer, Kreativität, technischem Wissen und technischen Fertigkeiten. Hier kann eine Technikgestaltung helfen, die zunächst bei Erlebnissen und Praktiken ansetzt, diese sorgfältig versteht, neu interpretiert und erst dann in leichtgewichtige Technik übersetzt bzw. „materialisiert“.

Gemeinsam ein Bild über die Distanz malen. Ein Projekt von Kathrin Völker

Um ein Beispiel zu geben: Kathrin Völker hat sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit der „Kommunikation“ zwischen der Großeltern-Generation und ihren Familien beschäftigt. Sie hat dabei folgenden „Kommunikationskanal“ entwickelt: Eine Kamera in der Lampe über dem Esstisch erfasst einen Teil der Tischplatte. Dieses Bild wird via Skype an ein Gegenstück in der Wohnung des Kommunikationspartners gesendet. Das Bild wird dann dort mit einem kleinen Beamer auf dessen Tischplatte projiziert. Auch dieses Bild wird von einer Kamera erfasst, zurückgesendet und projiziert. Ein Mikrofon unterstützt die verbale Kommunikation. Das System ist „always-on“. So entstehen sich überlagernde Bilder, und ganz spontan „Berührungen“ und Situationen, wie das gemeinsame Essen, „Anstoßen“ oder Malen.

Durch die Zusammenstellung existierender Technik entsteht etwas Neues: ein immer verbundener Ort, zu dem man gehen kann, um ungezwungen Kontakt aufzunehmen oder „nur“ die Anwesenheit des Anderen zu genießen. Durch den Fokus auf die Tischplatte und die Hände werden gemeinsame Aktivitäten nahegelegt. Anstatt aus Mangel an Gesprächsstoff ein Telefonat aufzuschieben, können so neue Erlebnisse im Miteinander entstehen.

Das Projekt “Nähe auf Distanz – Technik für generationenübergreifende Verbundenheitserlebnisse“ wurde von der Folkwang Universität der Künste, Essen und der Hochschule Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt.

Weitere Informationen finden sich auf der Website des Projektes unter: naeheaufdistanz.com

Das Projekt wurde von Dipl. Des. Eva Lenz geleitet.

 

Autoren

Dipl. Des. Eva Lenz